Vor fünfzig Jahren begann die Geschichte des neuen Stadtteils - ein
Jubiläum, das schon vor einigen Wochen zünftig gefeiert wurde.
Und nun dieses Theatervergnügen, das am Samstag Premiere hatte. Die
Handlung ist schnell erzählt: ein fieser Spekulant, der sich doch am
Schluss als gar nicht so fies entpuppt, will den Heuberg in einen Golfplatz
verwandeln - und hat schon alle behördlichen Genehmigungen in der Tasche.
Aber das Projekt wird in letzter Sekunde gestoppt: von den Heubergern.
Das Stück, das vor einigen Monaten in einer Schreibwerkstatt als kollektive
Arbeit entstand, verknüpft mit dem Hauptstrang der Handlung viele kleiner
und kleinste Szenen, die zusammen ein packendes, humorvolles oder poetisches,
manchmal tief bewegendes Bild der Bewohner dieses Stadtteils abgeben: Mosaikstein
um Mosaikstein. Viele von den "Ureinwohnern" des Heubergs waren
Heimatvertriebene, viele der neuen sind Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion:
und die Schicksale dieser zwei Gruppen, beispielhaft in zwei längeren
Szenen eindringlich aber ohne Pathos erzählt, bildeten eine wichtige
Säule des Stücks - die Aussiedlerin, die von den langen behördlichen
Schikanen erzählte, bis sie, vom fernen Kasachstan kommend, in Hannover
landet: der Anfang eines ungewissen neuen Lebens. Und die Heimatvertriebene,
die von ihrer Odyssee durch Deutschland im letzten Kriegsjahr sprach - bis
sie endlich in Eschwege ankam. Es war eine attraktive Reise durch die Geschichte
des Heubergs, vor allem der Heuberger - überzeugend, geradezu authentisch
gespielt von einer Riege von Laiendarstellern (fast alle Frauen), die mit
Begeisterung und manchmal mit viel Herzblut agierten.
Das "Theaterspektakel" mit viel Livemusik (vom Spielmannszug Werratal)
und hübschen Tanzeinlagen (von der Tanzgruppe Shock) begann am Parkplatz
unterhalb des Platzes der deutschen Einheit und bewegte sich aufwärts.
Ein wichtiger Teil spielte in einem ehemaligen Laden, der Schluss wieder
unter freiem Himmel.
Unter der Leitung von Jörn Waßmund, einem Theaterpädagogen
aus Hannover, und mit dem Einsatz der vielen Mitwirkenden war diese Produktion
der Arbeitsgemeinschaft Kultura, die sich wieder einmal, als Motor des kulturellen
Lebens auf dem Heuberg gezeigt hat, ein verdienter Erfolg: mit viel Szenenbeifall
und lang anhaltendem Schlussapplaus.
Werra-Rundschau, 12.8.2004
Francisco Pujiula
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