Hildesheim. Soziokultur pur war jetzt in der Kulturfabrik mit dem ersten "Culture Clash"
zu erleben. Die Veranstalter brachten verschiedene kulturelle Sparten wie Kurzfilme,
Musik, Party, Theater und Literatur in einer Art Kulturfestival zusammen. (...)
Mit "Sehnsucht, Lust und Ventilatoren" gab die Theatergruppe der AuE-Kreativschule
aus Hannover eine Art Reiserevue zum Besten. Die Laientheatergruppe steht mit diesem
Stück schon zum vierten Mal auf der Kellerbühne der Kulturfabrik. Regisseur Jörn Waßmund
rekapituliert die fast zehnmonatige Probenzeit: "Es gibt ein festes Skript, doch natürlich
muss auch immer Raum bleiben für Improvisation und individuelle Einfälle."
"Sehnsucht, Lust und Ventilatoren" ist ein Stück über das Verreisen und über die
Sehnsucht nach einer realen oder imaginären Ferne. Das Bühnenbild ist sparsam:
Campingstühle, zwei Ventilatoren, an denen Lamettastreifen flattern, Topfpflanzen und
eine Stuhlreihe, die an einen Wartesaal erinnert. Einzeln oder in kleinen Gruppen
betreten die Akteure den Bühnenraum, um sich dort von der "Wahrsagerin" aus der Hand
lesen zu lassen. Übereinstimmend sagt sie allen eine Reise ans Meer voraus.
Und auf einmal wird aus der Jahrmarktatmosphäre eine Atmosphäre des Reisens, und
die Wahrsagerin wird zur Reiseleiterin. In Hawaii-Hemden und mit Strohhüten auf den
Köpfen bewegt sich die Reisegesellschaft über den ganzen Globus: von Hawaii aus geht
es über Italien nach Spanien, und alle Stationen werden durch inszenierte kleine
Anekdoten charakterisiert.
Mal als ironischer Kommentar, wenn in "Hawaii" am Strand beobachtet wird, wie ein Hai
einen Schwimmer frisst, mal durch obligatorische landestypische Klischees, so dass in
"Spanien" natürlich der Don Quichotte nicht fehlen darf, der gegen die Ventilatoren
antreten will. Übers Schlaraffenland gelangt die Reisegruppe schließlich ins Land der
Götter, Griechenland, wo die Reise auch endet.
Spielfreude und Spontaneität bestimmen "Sehnsucht, Lust und Ventilatoren", ein Stück,
das insbesondere auch von den vielen musikalischen Elementen zusammengehalten wird.
Das Spiel der Darstellerinnen wird getragen von den Klängen des Cellos und Akkordeons
der beiden Musiker am Bühnenrand. Doch beeindrucken auch die musikalischen Leistungen
der Schauspielerinnen selbst, die singen, Mundharmonika oder Klarinette spielen. (...)
Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 26.10.2004
(far)
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